Oft wird so getan, als sei soziale Ungleichheit ok. Man rechtfertigt und bespricht sie auf eine Art und Weise, die benachteiligten Menschen selbst die Schuld an ihrer schwierigen Lebenslage zuweist. Das trägt immer wieder auf Neue dazu bei, soziale Ungleichheit herzustellen.
Aber es ist schwierig und peinlich, über die eigene – schwierige – Lebenslage zu sprechen. Darum wird soziale Ungerechtigkeit viel zu selten von Menschen thematisiert, denen es im Gefüge der sozialen Ungleichheiten schlecht geht, die wenig Geld und andere Ressourcen zur Verfügung haben.
Dadurch werden soziale Ungleichheit und ihre Ursachen unsichtbarer. Der Oberbegriff für alle diese diskriminierenden Phänomene ist Klassismus. Der Begriff deutet es schon an: Klassismus meint eine Form der Diskriminierung zwischen verschiedenen Klassen.
Klassismus thematisieren,
Klassismus sichtbar machen,
Gegenstrategien entwickeln,
solidarisch sein!
Genau das möchten wir mit unserer Informationskampagne zum Thema Klassismus erreichen.
„Nochmal bitte… was also genau ist denn nun Klassismus?“ werden viele jetzt denken und das ist verständlich: der Begriff Klassismus ist nicht verbreitet und auch nicht so leicht zu erklären.
Klassismus ist Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft bzw. aufgrund der sozialen/ökonomischen Position (oder eben auch „Klasse“). Er produziert, rechtfertigt und vergrößert soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheit.
Klassismus richtet sich gegen Menschen mit vergleichsweise wenig Geld und Bildung. Dazu kann auch gehören, sich über diese Menschen lustig zu machen, sich über sie und ihre angebliche ‚Faulheit‘ etc. zu empören oder sie als Sündenbock für gesellschaftliche Probleme an den Pranger zu stellen.
Klassismus ist die Erzählung, dass jeder Mensch in unserer Gesellschaft „es schaffen kann“, er muss es „halt nur wollen und sich anstrengen“. Arm, arbeitslos oder prekär beschäftigt zu sein, ist aus klassistischer Sicht selbstverschuldet, weil es ja angeblich jede*r selbst in der Hand habe, das ändern.
Klassismus bewirkt, dass Menschen ihr vermeintliches Scheitern, ihr „Nicht-Erfolgreich-Sein“, ihre Lebenslage immer als selbstverschuldet wahrnehmen. Sie erkennen die politische und strukturelle Dimension ihrer Armut und Benachteiligung nicht.
Klassismus bewirkt, dass Menschen, die beispielsweise Vermögen erben, dies als ihre Leistung und ihren Verdienst empfinden.
Klassismus bewirkt, dass unsere Gesellschaft sich weiter in Verlierer*innen und Gewinner*innen spaltet und sich immer weiter von den Gedanken des Zusammenhalts und der Solidarität entfernt.
Klassismus ist eine zentrale Struktur unseres Wirtschaftssystems und betrifft sehr viele Menschen.
Zahlen und Fakten rund um Klassismus in Deutschland:
- Von 100 Kindern aus akademisch geprägten Familien gehen im Schnitt 79 später auch auf eine Universität.
- Von 100 Kindern aus der Arbeiter*innen- und Armutsklasse studieren durchschnittlich 27.
- 3 Millionen Menschen in Deutschland verdienen trotz Vollzeitjob weniger als 2000€ brutto.
- 10 Millionen Menschen verdienen weniger als 12 Euro in der Stunde.
- Das Risiko, im Alter arm zu sein, ist seit 2006 um 66% gewachsen, Tendenz steigend.
- Die reichere Hälfte der Bevölkerung verfügt inzwischen über 99% des Nettohaushaltsvermögens – die reichsten 10% insgesamt über 67%.
- Teilweise empfinden sogar reiche Menschen ihre übervorteilte Lage als ungerecht und fordern höhere Steuern für sich selbst!
Unser Vorhaben „…Alles Klasse hier!?“
Soziale Ungleichheit ist undemokratisch. Im Rahmen unserer Anti-Klassismus-Kampagne: „…Alles Klasse hier!?“ möchten wir durch Informations- und Sensibilisierungsangebote soziale Ungleichheit, Klassismus und seine Mechanismen und Wirkungen thematisieren. Wichtig ist uns, nicht nur abstrakt darüber zu sprechen, sondern solidarisch Empathie und Gegenstrategien zu entwickeln.
Interesse? Kommt auf uns zu!